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Wir sprechen von einem binationalem Paar, wenn zwei Personen unterschiedlicher Staatsangehörigkeit in einer Paarbeziehung leben.
Binationale Beziehungen, eingetragene Partnerschaften und Ehen sind schon lange nicht mehr nur Lebensentwürfe Einzelner, sondern das Ergebnis wirtschaftlicher, politischer und gesellschaftlicher Entwicklungen. Binationale Partnerschaften und Familien sind ein wichtiger gesellschaftlicher Faktor und mit der zunehmenden Globalisierung wird ihre Zahl weiter ansteigen. Diese transnationalen Beziehungen führen dabei zu einem leisen demographischen Wandel unserer Gesellschaft. Sie erbringen eine bedeutende Integrationsleistung und erfüllen einen gesellschaftlich wertvollen Auftrag im Dienst einer echten Multikulturalität.
Laut Angaben des Bundesamtes für Statistik (BFS) waren insgesamt 34% der 2020 in der Schweiz eingegangenen Ehen gemischt-national, wobei ein*e Ehepartner*in den Schweizerpass hat. Die im Ausland geborenen Schweizer*innen heirateten mehr als doppelt so häufig eine Person ausländischer Nationalität als ihre in der Schweiz geborenen Landsleute (51% gegenüber 22%). Mehr als die Hälfte der Ehen von Ausländer*innen (im Ausland oder in der Schweiz geboren) wurden mit Schweizer*innen geschlossen (zwischen 53% und 55%).
In der obigen Statistik nicht erfasst sind im Ausland geschlossene Ehen und Paare, welche im Konkubinat zusammenleben sowie eingetragene Partnerschaften.
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Ein binationales Paar muss für das Zusammenleben zahlreiche rechtliche, soziale, kulturelle und finanzielle Hürden überwinden. Wenn dies gelingt, kann eine binationale Beziehung umso bereichernder sein. Im Folgenden finden Sie eine nicht abschliessende Aufzählung von Merkmalen binationaler Paare:
Rahmenbedingungen
Aus aufenthaltsrechtlichen Gründen muss ein binationales Paar oft schon nach kurzer Zeit der Bekanntschaft über eine Eheschliessung oder eingetragene Partnerschaft nachdenken, weil ein Zusammenleben in der Schweiz ohne Heirat oder eingetragene Partnerschaft nicht möglich ist (EU-Bürger*innen ausgenommen). Mit anderen Worten fehlt oft die Zeit, sich kennenzulernen, sich mit dem sozialen und kulturellen Hintergrund des*r Partners*in auseinanderzusetzen oder Zeit zu haben, sich in der Schweiz einzuleben.
Beziehung
Binationale Paare unterscheiden sich von Paaren, welche aus dem gleichen Kulturkreis kommen, nicht grundsätzlich. Für beide gilt: Jeder Mensch ist eine Welt für sich. Jeder Mensch wird in einem bestimmten sozialen, historischen und kulturellen Kontext sozialisiert und die jeweils vorherrschenden Werte sind für die Entwicklung des Individuums bestimmend. Bei binationalen Paaren sind diese Kontexte und die damit verbundenen Werte und Einstellungen jedoch meist unterschiedlicher als bei nicht binationalen Paaren. So haben binationale Paare zu Beginn ihrer Beziehung keine gemeinsame kulturelle Vergangenheit, weniger gemeinsame Referenzpunkte in Bezug auf Werte und Normen und oft keine Sprache, die beide gleich gut beherrschen. Zusätzlich zu den normalen Beziehungsthemen müssen sich binationale Paare daher mit diesen Themen vermehrt auseinandersetzen, was einerseits herausfordernd, andererseits aber auch lehrreich und aufschlussreich sein kann.
Umfeld/Integration
Das Leben in einer binationalen Beziehung bedeutet meist für eine*n Partner*in das Verlassen des Heimatlandes, der Familie und der vertrauten kulturellen Umgebung. In einem fremden Land muss sich die Person neu orientieren, sich auf veränderte Alltagsstrukturen einlassen und ein neues soziales Umfeld aufbauen. Die Integration im neuen Aufenthaltsland ist abhängig von vielen Faktoren. Nicht alle können vom Paar beeinflusst werden. So kann es zum Beispiel für den*die Ausländer*in schwierig sein, eine Arbeit zu finden, die seinen*ihren beruflichen Qualifikationen entspricht. Finanzielle Probleme können die Folge und eine weitere Herausforderung für die Partnerschaft sein. Für eine gelungene binationale Partnerschaft müssen beide ihre Werte und Normen überdenken und mit der Zeit eine eigene binationale Paaridentität finden. Nicht immer können Personen in der Herkunftsfamilie oder Freundeskreis dies verstehen. Manchmal braucht es diesbezüglich einen zusätzlichen Effort, damit die Partnerschaft auch vom Umfeld akzeptiert wird.
Sprache
Oft kommunizieren binationale Paare in einer Sprache, die mindestens eine von beiden Personen nicht in allen Feinheiten beherrscht. Entsprechend schwierig ist es gerade im emotionalen Bereich, sich zu verständigen und zu verstehen. Wenn eine Person in ihrer Muttersprache spricht, entsteht ein Ungleichgewicht, welches die Kommunikation belasten kann. Missverständnisse, die aus sprachlichen Schwierigkeiten entstehen, werden nicht immer als solche erkannt. Die Mehrsprachigkeit der Familie bietet aber auch die Chance, eine Fremdsprache im alltäglichen Kontext zu lernen und gemeinsamen Kindern die Möglichkeit zu geben, mehrsprachig aufzuwachsen, was unter dem Gesichtspunkt der fortschreitenden Globalisierung ein unschätzbarer Vorteil ist.
Religion
Die Religion prägt eine Gesellschaft und das Rechtssystem eines Staates mit. Die Religion ist mitverantwortlich für Werte und Normen, die im Zusammenleben Gültigkeit haben. Dies gilt auch für Menschen, die sich selbst als nicht religiös betrachten. Mit Offenheit und Toleranz können in einer Partnerschaft oder Familie verschiedene Religionen ihren Platz haben. Es ist wichtig, der Religion des*r Partners*in mit Offenheit und Interesse zu begegnen und herauszufinden, welchen Einfluss die Religion auf das Alltagsleben und die Partnerschaft haben soll. Wenn ein binationales beziehungsweise interreligiöses Paar über gemeinsame Kinder nachdenkt, sollte die Frage der Religion unbedingt frühzeitig miteinbezogen werden.