Umgang mit verschiedenen Religionen in einer binationalen Beziehung

Umgang mit verschiedenen Religionen in einer binationalen Beziehung

Umgang mit verschiedenen Religionen in einer binationalen Beziehung

 

Im Idealfall kennt sich ein binationales Paar zuerst gegenseitig, lässt sich genug Zeit, um über Manches nachzudenken und über die jeweiligen Sichtweisen und Haltungen betreffend den kulturellen und religiösen Differenzen zu diskutieren. Erst dann zieht es zusammen und später kommen Kinder auf die Welt. Alles klar!

Aber ist es nicht oft so, dass das Leben vieler Menschen durch Realitätszwänge auf den Kopf gestellt wird? Diese Zwänge und andere Umstände machen den Idealfall oft eher zu einer Ausnahme. Der Alltag verlangt von beiden Partnern in jeder Hinsicht eine konkrete Umsetzung – zum Beispiel betreffend der Gestaltung des Umgangs mit verschiedenen Religionen: wie sollen die Kinder in religiöser Hinsicht erzogen werden? Wie soll deren Erziehung aussehen etc.? Viele Paare in einer binationalen Beziehung möchten primär ihre Liebe erleben und denken, dass sich das praktische Zusammenleben mit all seinen Facetten, später schon irgendwie regeln lässt.

Viele Fragen tauchen erst im praktischen Leben mit den Kindern auf. Wie soll das gehen? Schaffen wir das? Ist das möglich mit unterschiedlichen Glaubensrichtungen (z.B. Christentum / Islam)? Es muss doch irgendwie möglich sein, trotz den Unterschieden innerhalb der Familie ein gelungenes Zusammenleben führen zu können, oder? Hier wird von beiden Partnern einer binationalen Beziehung ein hohes Mass an Toleranz, Respekt und Offenheit verlangt. Geht man davon aus, dass alle Kulturen gleichwertig sind, ist dies eigentlich eine Selbstverständlichkeit. 

In meiner Familie heisst das Rezept Kompromisse finden und jedem seinen Spielraum ermöglichen. Das heisst, dass wir z. B. die Feste beider Kulturen mit dem nötigen Respekt zu Hause feiern – wie z. B. Weihnachten im Christentum oder Fastenbrechenfest im Islam und weitere Feste. Damit unsere Kinder ihre Meinung selber und frei treffen können, bekommen sie von beiden Elternteilen den jeweiligen Religions- und Kulturbezug mit. Zu einem späteren Zeitpunkt, wenn sie mündig werden, können sie sich frei entscheiden, was für eine Glaubensrichtung sie auch immer gehen wollen.

In der Schule machen unsere Kinder bei Allem mit, wie singen, Theater spielen, etc. So lange sie minderjährig sind, trinken sie keinen Alkohol und essen kein Schweinefleisch – sonst dürfen sie ziemlich alles. Sobald sie volljährig sind, können sie dann ihre Entscheidungen selber treffen.

Unsere drei Kinder sind zwischen sieben und siebzehn Jahren jung. Meine Frau und ich sind seit dreiundzwanzig Jahren verheiratet und seit fünfundzwanzig Jahren zusammen. Ich denke wir haben es bis jetzt geschafft mit unseren Kindern ein gelungenes Zusammenleben zu führen – trotz der Unterschiede. Meine Frau ist Christin, arbeitet als Ressortleiterin Betriebe und ist Mitglied der Geschäftsleitung bei einer Alters- und Pflegeheimeinrichtung in Bern. Ich bin Muslim und arbeite als Berater bei frabina (Beratungsstelle für Frauen und Männer in binationalen Beziehungen). Wir sind beide offen, reflektieren viel über Transkulturalitätsfragen und reden offen miteinander. Die Kinder werden oft auch aktiv in die Diskussionen einbezogen.

Für uns ist die kulturelle Differenz eine erlebte gegenseitige Bereicherung. Diese gilt es mit einem offenen und positiven Geist aufzufassen und zu gestalten.

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